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Interview - auf Heiko können wir zählen

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03.04.2019

Unser Rechnungsamtsleiter ist in zwei Feuerwehren aktiv

Auf den Rechnungsamtsleiter unserer Gemeinde, Heiko Weißenberger, ist Verlass und die Feuerwehr Jestetten kann besonders tagsüber immer mit ihm als Unterstützer rechnen.

Heiko ist aktives Mitglied der Feuerwehren Küssaberg und Jestetten. Wie zahlreiche Feuerwehrangehörige im Landkreis, unterstützt er die Tagesbereitschaft der Feuerwehr an seinem Arbeitsplatz. In zwei Feuerwehren seinen Dienst zu verrichten, ist ein erheblicher Aufwand und sorgt für großen Respekt von unserer Seite.

Das Interview mit Heiko wurde von Uwe Kaier geführt.

Heiko, seit wann bist du aktiv in der Feuerwehr?

Ich bin im Jahre 2010 bei der Feuerwehr Küssaberg eingetreten. Ich war ein Quereinsteiger und meine Wurzeln liegen eigentlich im Bereich der DRK – Schiene. Ich war bei der Bundeswehr Sanitäter und zuvor auch beim DRK- Ortsverein tätig. Eine kurze Zeit war ich parallel in DRK und Feuerwehr aktiv. Da ich zwei Häuser von unserem Gerätehaus entfernt wohne, hat mich unser damaliger Kommandant Gerhard Roder angesprochen und geworben.

Mein Schwager war Kassier der Gesamtwehr und ist nun Kommandant. Ich habe die Aufgabe als Kassier übernommen und bin mittlerweile der 2. Stellvertreter der Abteilung Küssaberg-Ost.

Bevor ich bei der Gemeinde Jestetten angefangen habe, arbeitete ich bei der Gemeinde Dogern von 2008-2011. Auch dort unterstützte ich die Feuerwehr. Auf Grund der schlechten Verkehrsverbindung über Waldshut, habe ich dann den Arbeitsplatz in Jestetten gewählt.

Und in Jestetten?

Mein Amt als Rechnungsamtsleiter trat ich im Oktober 2011 bei der Gemeinde Jestetten an. Im Rahmen von Besprechungen bezüglich des Haushaltsplans hat mich Gesamtkommandant Holger Jörns motiviert, die Jestetter Feuerwehr tagsüber zu unterstützen. Er wollte natürlich, dass ich die Angehörigen seiner Feuerwehr und die Abläufe kennen lerne, stellte aber keine Forderungen bezüglich der prozentualen Probenteilnahme. Somit bin ich seit Ende 2014 Mitglied bei der Feuerwehr Jestetten.

Ein Rechnungsamtsleiter bei der Feuerwehr, stellt das einen Einzelfall dar?

Nein, es gibt im Kreis noch weitere Amtsleiter, welche Dienst in der Feuerwehr verrichten. Für mich gehört es dazu, dass man sich zum Dienst für die Allgemeinheit mit einbringt, besonders wenn man bei der Gemeinde arbeitet. Das ist meine Einstellung und gehört zu meinem Selbstverständnis. Somit ist es für mich eigentlich keine Besonderheit und hat es nichts mit meiner Aufgabe im Rathaus zu tun, dass ich mich bei der Feuerwehr mit einbringe.

Das Personal ist tagsüber mittlerweile überall knapp bei der Feuerwehr. So rücke ich mit der Feuerwehr aus und alle sind froh, wenn die Ersatzbesatzung der Fahrzeuge vollzählig ist.

Mittlerweile arbeiten fünf Feuerwehrangehörige der Feuerwehr Jestetten auf dem Rathaus, gibt es da im Einsatzfall keine Schwierigkeiten?

Nein! Bevor ich in die Feuerwehr Jestetten eingetreten bin, habe ich meine Chefin Frau Sattler gefragt, ob sie diesbezüglich ein Problem sieht. Sie hatte absolut keine Einwände und fand es sogar gut. Die letzten Lehrgänge habe ich mit ihr wegen der Terminplanung  abgesprochen, auch das war kein Problem. Im Einsatzfall ist im Rathaus dann ganz schön was los. Unsere Arbeitskollegen fühlen sich wie im Zoo, wenn wir dann alle zum Parkplatz stürmen und ein Auto voll machen (lacht).

Du hast mittlerweile eine fundierte Feuerwehrausbildung als Maschinist und Fahrer, Atemschutzgeräteträger und Gruppenführer. Wir verfügen somit über einen fertig ausgebildeten Unterstützer.

Ich gab mich eigentlich mit der Ausbildung zum Maschinisten und Atemschutzgeräteträger zufrieden. Letztes Jahr kam dann der Truppführer hinzu. Die Ausbildung zum Gruppenführer war nie mein Ziel, es hat sich sozusagen ergeben. Ich sehe vieles anders, seit ich vorne rechts im Fahrzeug sitze und verstehe nun auch, warum die Absprache zwischen Gruppenführer und Mannschaft auf der Anfahrt so wichtig ist. Auch die Ausrüstung auf der Anfahrt mit Atemschutz bei unklaren Brandeinsätzen macht bereits im Fahrzeug Sinn. Ich muss schon sagen, dass ich förmlich einen Aha-Effekt erlebte, nach dem ich die Gruppenführerausbildung abgeschlossen hatte.

Wirst du in Jestetten auch als Gruppenführer eingesetzt?

Das habe ich mit dem Kommandant noch nicht abgesprochen. Wenn Not am Mann ist, wieso nicht? In Jestetten haben wir den Luxus und die gute taktische Vorgehensweise, dass unser MTF sofort mit zwei Zugführern oder Gruppenführern ausrückt. Da wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt und man hat immer Unterstützung und ist nicht auf sich alleine gestellt. Die Feuerwehr Jestetten ist sehr gut aufgestellt und was auch ein Vorteil ist, in Jestetten gibt es im Gegensatz zur Gemeinde Küssaberg, kürzere Wege,  nur einen Hauptort und einen Ortsteil.

Was gefällt dir besonders gut in unserer Feuerwehr?

Ich finde die Probengestaltung sehr gut und herausfordernd. Auch die tolle Technik und Ausstattung reizt mich. Die Arbeit mit der Drehleiter ist ein besonderes Highlight und anspruchsvoll. Weiterhin habe ich in Jestetten wesentlich mehr Einsätze als mit der Feuerwehr Küssaberg, d.h. ich kann mehr Erfahrungen sammeln und Einsatzerfahrung bringt mich auch weiter.

Echt stark finde ich die Spaßprobe vor den Sommerferien. Das ist schon toll, was ihr euch da immer so ausdenkt und als Programm bietet.

Was macht den Unterschied der beiden Feuerwehren aus?

Die Leute sind doch regional schon anders gestrickt und einige Abläufe sind unterschiedlich. Es gibt verschiedene Sitten und Gebräuche, gewachsene Strukturen und Gepflogenheiten, wie man miteinander umgeht. Über allem steht aber der gemeinsame Gedanke, dasselbe Ziel, den Auftrag der Feuerwehr zu erfüllen.

Ich habe z.B. zum ersten Mal einen Apell bei einer Generalversammlung in Jestetten erlebt und kannte das vorher so nicht.

Neu für mich ist die Überlandhilfe in andere Gemeinden. Bei dem Großbrand im Seniorenwohnen in Erzingen, hatten wir ja eine längere Anfahrt und  sind mit den Einsatzfahrzeugen über schweizerisches Gebiet gefahren. Die Zöllner hatten flugs alles Material am Zollübergang weggestellt und beim Löschen gab es dann auch noch den Wassermangel.  Das war alles schon sehr eindrücklich für mich.

Du hast bereits einige Großbrände mit der Feuerwehr Jestetten erlebt, wie liefen die Einsätze für Dich?

Die Großbrände gestalteten sich schon imponierend für mich und ich hätte sie ohne die Zugehörigkeit zur Feuerwehr Jestetten nicht erlebt. Ich denke, wir haben diese Einsätze alle sehr gut gemeistert und ich finde auch, dass wir ein sehr gutes Team bei der Feuerwehr Jestetten sind.

Auf jeden Fall bleibt mir der erste Einsatz mit der Feuerwehr Jestetten in sehr guter Erinnerung. Es war gleich ein Großbrand in der Lottstetter Hauptstraße. Ich stand bei der Feuerwehr Jestetten bereits schon auf der Mitgliederliste, hatte aber noch keinen Meldeempfänger und keine Einsatzkleidung. Im Rathaus wurde es sehr unruhig und ich schaute nach dem Rechten. Sabrina Seiler rief mir zu, dass ich mitkommen soll und es eine Überlandhilfe in Lottstetten gibt.

Im Geräthaus ging dann alles sehr schnell. Ich zog die Ausrüstung eines Kameraden an, welcher vor kurzer Zeit ausgetreten war und schon saß ich im Löschfahrzeug.

Ein weiterer herausfordernder Einsatz war der Brand in einer Autowerkstatt, mit einer starken Rauchentwicklung und null Sicht im Gebäude. Dort war ich mit Fabian Sigg im Innenangriff unter Atemschutz und Fabian hatte seinen ersten Atemschutzeinsatz. In der Werkstatt befand sich auch noch eine Gasflasche, welche wir nach draußen brachten.

Erst im Nachhinein wurde mir die Verantwortung bewusst, auch die extreme Rauchentwicklung. Der Einsatz war sehr gut mit Bildern auf der Homepage und in der baden- württembergischen Feuerwehrzeitung dokumentiert. Das Ausmaß war mir eigentlich erst klar, als ich den Einsatz Revue passieren ließ.

Atemschutzeinsätze sind sowieso eine große Herausforderung für mich. Diese Einsätze reizen mich und ich trage das Gerät sehr gerne. Man ist körperlich sehr gefordert und kann sich richtig auspowern. Ich habe großen Respekt vor solchen Einsätzen, denn man weiß nie, was einem erwartet und auf was man sich einlässt.

Wie läuft aus Deiner Sicht diese Paralleltätigkeit in zwei Feuerwehren ab?

Ich finde es nicht ganz einfach. Ich bin natürlich mit meiner Heimatwehr eng verbunden und habe dort meine Wurzeln. Dort kann ich auch einmal länger sitzen bleiben und ein Bier trinken, denn wenn ich in Jestetten bin, trinke ich keinen Alkohol. Ich habe nun auch mehr Verantwortung in meiner Heimatwehr übernommen, da ich die Stellvertreterstelle als Abteilungskommandant übernommen habe.

In Jestetten könnte ich ja theoretisch jede Woche in die Probe, da zweimal im Monat am Dienstag für alle Proben sind und dann auch die Spezialproben für Maschinisten und Gruppenführer angeboten werden. Hier in Jestetten habe ich schon ein schlechtes Gewissen, denn der Anspruch an mich, immer dabei zu sein, ist schon da, aber es geht halt nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht so einbringen kann, wie in der Hauptwehr. Der Spagat mit der Familie, der besteht für alle.

Du bist ein Quereinsteiger in der Feuerwehr. Warum bekommen wir so wenig lebensältere Quereinsteiger?

Man muss verständlicherweise schon einige Zeit aufbringen, mit der Ausbildung und Lehrgängen. Ob man das alles verlangen muss, sehe ich persönlich etwas kritisch. Es ist alles schon sehr komplex.

Natürlich sind die Zeiten vorbei, wo es in einer Gemeinde nur ein paar Einsätze gibt. Die Herausforderung mit der Technik, Elektroautos, isolierten Wohnhäusern, Photovoltaik usw. ist groß und ein Feuerwehrangehöriger sollte einiges wissen.

Das schreckt vielleicht viele ab.

Kamst du mit dem Thema Feuerwehr als Rechnungsamtsleiter in der Verwaltung schon einmal in Konflikt?

Die Feuerwehr hat schon immer einen riesen Posten im Haushaltsplan, besonders wenn es um die Beschaffungen von größeren Fahrzeugen geht. Früher waren die Mittel sicherlich knapper. Das Feuerwehrwesen und der Unterhalt der Feuerwehr ist nun einmal die Pflichtaufgabe der Gemeinde und die Feuerwehr arbeitet nicht gewinnorientiert.

Ich habe die Einstellung, dass bei der Schutzausrüstung und dem Gerät nicht gespart werden darf. Diejenigen, welche Leistung erbringen, brauchen die nötige Ausrüstung. Es ist immer eine Sache der Begründung und ich sehe das nicht nur bei der Feuerwehr so, sondern z.B. auch beim Bauhof der Gemeinde.

Einen großen Vorteil sehe ich beim Abrechnen der Kostenersatzrechnungen. Wenn ich selber im Einsatz war, ist es für mich alles schlüssiger. Es ist einfacher zu verstehen, wie wenn man nur den Einsatzbericht vorgelegt bekommt.

Warum äußert sich unser Kommandant Holger Jörns dahingehend, dass du ein Juwel bist?

Das musst du Holger fragen, Goldzähne habe ich keine (lacht, ohne Goldzähne zu zeigen).

Wir haben kurze Wege und nun arbeitet Holger noch auf dem Rathaus. Vieles läuft unproblematisch ab und wir regeln alles schnell, wenn es  irgendwie möglich ist. Auch bei Versicherungsfällen genügt ein kurzes Gespräch oder ein Anruf, auch mal bei mir zuhause.

Ich finde eigentlich, dass Holger ein Juwel für die Feuerwehr Jestetten ist. Diese positive Ausstrahlung, welche er verbreitet, gibt es nicht so oft in unserer Gesellschaft. Diese grundlegende Einstellung macht es einem einfach, mit ihm zusammen zu arbeiten und dann findet man schnelle Lösungen.

Heiko, habe ich noch eine Frage vergessen, welche du erwartet hättest oder möchtest du noch etwas loswerden?

Nein, vergessen hast du nichts!

Mir macht die Arbeit in der Feuerwehr Jestetten viel Spaß und man hat sicherlich gemerkt, dass ich niemandem etwas wegnehmen möchte.

Ich kann nach der Probe oder den Versammlungen an jeden Tisch sitzen und mit allen Kameradinnen und Kameraden Gespräche führen, sei es über die Feuerwehr, beruflich oder privat. Das finde ich sehr schön und ich muss schon sagen, die Mitarbeit in der Feuerwehr Jestetten bereichert mein Leben ein Stück weit.

  

Heiko, ich danke dir für Deine Offenheit und die Bereitschaft, das Interview durchzuführen. Ich denke, ich spreche für alle unserer Feuerwehr, wenn ich Dir sage, dass Du kein schlechtes Gewissen haben musst, wenn es zu Fehlzeiten beim Probenbetrieb kommt. Das Verständnis ist da oder muss vorhanden sein, das geht unseren Kameradinnen und Kameraden nicht anders, welche im Wechselschichtdienst arbeiten und somit beruflich bedingt auch Fehlzeiten aufweisen.

Wir haben dich als feinen Kameradenkennen gelernt, dem keine Arbeit zu viel ist und sich einen Ruf als Schaffer erarbeitet hat. Wir hoffen alle, dass du gesund bleibst und der Feuerwehr Jestetten, wie auch der Gemeinde, noch lange erhalten bleibst.

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Bericht, Interview und Bilder: Uwe Kaier, Mediensprecher Feuerwehr Jestetten