Interview mit unserem Gesamtkommandanten Holger Jörns
Fragen an Holger zum momentanen Stand der Situation
Holger, hättest Du im letzten Jahr gedacht, dass uns die Pandemie im Januar 2021 noch so intensiv beschäftigt?
Nein auf gar keinen Fall. Anfangs ging ich davon aus, dass es höchstens zwei bis drei Monate dauert.
Nachdem ich im Sommer in den Ferien war ging ich schon davon aus, dass die Zahlen im Winter steigen. Dass wir so einschneidend die Feuerwehr „einschläfern“ müssen, das dachte ich nie.
Wie denkst du, wie ist die momentane Stimmung bei der Feuerwehr, da kein Probenbetrieb stattfindet und die Kameradschaft nicht aktiv gelebt werden kann? Und wie siehst du die Einsatzbereitschaft?
Es ist für mich furchtbar ruhig. Ich denke, dass viele Kameradinnen und Kameraden die Proben und das gemütliche Beisammensein sehr vermissen.
Wir haben ja im Oktober die coronakonforme Generalversammlung in der Halle Altenburg durchgeführt. Sehr schön war durch die Teilnehmerzahl ersichtlich, dass unsere Kameradinnen und Kameraden die Feuerwehr leben und erleben wollen.
Trotzdem beeindruckte mich das eine oder andere enttäuschte Gesicht, als wir wieder nach Hause mussten und der gemütliche Teil fehlte.
Ich versuche das Thema Feuerwehr durch meine regelmäßigen Denkübungen per Mail im Kopf der Mitglieder zu halten. Ich bin aber auch sicher, dass es einige gibt, die den freien Dienstag genießen.
Bei den Einsätzen sind die Kameradinnen und Kameraden mit voller Energie und „Feuer & Flamme“ dabei, dass zeigt mir doch immer noch eine gute Stimmung.
Im Moment bin ich mir sicher, dass wir immer noch eine sehr schlagkräftige Truppe sind. Vielleicht muss im Einsatz mal ein Gegenstand kurz im Fahrzeug gesucht werden. Aber das bereitet mir kein Kopfzerbrechen.
Natürlich ist es in dieser Situation für jeden einzelnen nicht immer ganz einfach, verschiedene Entscheidungen zu akzeptieren. Mit der gebührenden Schweigepflicht versuche ich dann immer, die Entscheidungen zu erklären.
Ich freue mich auf jeden Fall sehr, wie offen die Kameradinnen und Kameraden zu mir sind.
Was ich jetzt schon versprechen kann, dass wir (sobald es die Pandemie erlaubt) interne Veranstaltungen durchführen werden, die der Festigung der Kameradschaft und dem Dank an die Familienangehörigen der Mitglieder dient.
Du hast im letzten Interview gemeint, dass für die Bewegung der Fahrzeuge und die Pflege und Wartung der Geräte gesorgt ist?
Ja, ich bin sehr stolz auf unsere Maschinisten und Gerätewarte!
Trotz der Pandemie haben sie sich alle bereit erklärt, ihr Amt mit den nötigen Maßnahmen weiter durchzuführen. Es ist klar, dass zum einen die winterlichen Straßenverhältnisse oder auch die großen Wassermengen dazu führen, dass ein Training für die Maschinisten hilfreich ist.
Zum anderen ist es für die Technik auch sehr wichtig, dass sie genutzt und gewartet wird. Leider hatten wir zu Anfang der Pandemie kleinere und größere Probleme.
Die Fahrzeugbatterien waren trotz Ladeerhaltung teilweise angeschlagen. Die langen Standzeiten haben teilweise an der Technik genagt.
Bei einer Bewegungsfahrt mit dem LF 8 der Abteilung Altenburg stellten wir einen größeren Defekt fest. Dieser konnte rasch von einer Fachfirma behoben werden.
Auch musste für die Drehleiter und das LF16 ein neues Ladegerät beschafft werden. Bei unserer Drehleiter wurde ein Hydraulikventil der Abstützung gewechselt, welches vermutlich auf die Standzeiten zurückzuführen ist. Diese technischen Probleme stellten unsere Gerätewarte und Maschinisten fest.
Das bedeutet natürlich für unseren Maschinisten und Gerätewarte sehr viel Engagement und Disziplin. Ich habe in Absprache mit den Maschinisten einen Bewegungsplan für die Fahrzeuge erstellt, so dass sichergestellt ist, dass alle Fahrzeuge regelmäßig bewegt werden.
Gerade bei den aktuellen Wetterbedingungen bedeutet das aber auch, dass die Maschinisten im Anschluss die Fahrzeuge vom Salz und Schmutz reinigen müssen.
Bei den starken Schneefällen wurden abends noch Schneeketten montiert und die Einsätze haben gezeigt, dass es richtig war.
Und unsere Gerätewarte sind weiterhin stetig im Einsatz. Alle Gerätschaften werden regelmäßig geprüft. Um die Funktionstüchtigkeit der Geräte und Einsatzbereitschaft der Feuerwehr zu erhalten, ist das unumgänglich.
An dieser Stelle möchte ich mich erneut bei allen Maschinisten und dem Gerätewartteam unter der Leitung von Ralf Seiler herzlich bedanken.
Wir hatten in der letzten Zeit glücklicherweise eher kleinere Einsätze zu bewältigen.
Liefen diese in Bezug zu den Regelungen und Vorschriften der Pandemie zu deiner Zufriedenheit ab?
Ja auf jeden Fall. Der erste Einsatz unter "Coronabedingungen" war ein Verkehrsunfall mitten im Dorf. Dort merkte ich die Unsicherheit einzelner Kameradinnen und Kameraden. Mittlerweile spürt und sieht man, dass Abstand und Maske zum Einsatzgeschehen gehören.
Und wenn mal jemand die Maske in der Eile vergisst, wird freundlich darauf hingewiesen.
Ich bin sehr stolz mit wieviel Verständnis mit der Situation im Ernstfall umgegangen wird.
Gehst du davon aus, dass der Probenbetrieb im Frühjahr wieder starten kann?
Ich hoffe es sehr. Ziel ist es, dass die Inzidenzzahlen runtergehen. Dann bekommen wir bestimmt das okay.
Wahrscheinlich werden wir mit einem „Kleingruppenprogramm“ starten wie wir die Proben im Herbst 2020 abgebrochen haben.
Wenn nein, wie sieht die Planung der Feuerwehr für die nächsten Wochen/Monate bezüglich der Erhaltung der Einsatzbereitschaft aus?
Tja, das ist eine sehr schwierige Frage, welche mich schon eine Weile beschäftigt. Wenn ich davon ausgehen muss, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr darunter leidet, kann ich gewisse Ausbildungseinheiten durchführen.
Es ist immer nur eine Frage wie wir das umsetzen. Ich habe ein paar Ideen für Onlineschulungen. Ich denke aber auch eine Art „Minigruppe mit Abstand“ ist machbar. Das bedeutet natürlich einen riesigen Aufwand für alle beteiligten.
Ist geplant, die Generalversammlung im März 2021 durchzuführen?
Leider muss ich sagen, dass ich im Moment nicht davon ausgehe, dass die GV 2021 im März stattfindet.
Im Moment gibt es klare Weisungen, dass diese sofern nicht elementare Ereignisse (wie zum Beispiel eine Wahl) anliegen, nicht durchzuführen sind. Das tut mir natürlich weh, aber vielleicht wird ein anderer Monat die GV ermöglichen.
Stehen in naher Zukunft größere Anschaffungen bei der Feuerwehr an?
Wie jedes Jahr begann etwa Ende Januar die Freigabe des Haushaltsplanes. Neben den vielen Dingen die jährlich für Wartungen und Ersatzbeschaffungen anstehen, werden wir 2021 ein paar Dinge in Angriff nehmen.
Zum einen müssen die Bodyguards (Atemschutzüberwachung/Sicherheitssystem für die Atemschutzträger) ersetzt werden. Das ist ein größerer Betrag, der Ersatz wird uns aber vom TÜV vorgegeben.
Dann wird uns das Thema Waldbrandgefahr, welche seit ein paar Jahren im Sommer immer größer wird, beschäftigen. Hier werden wir zusätzlich Wasserbecken beschaffen.
Auch dem rasant zunehmenden Thema "Brände und Einsätze von elektrisch betriebenen Fahrzeugen" werden wir uns widmen. Hier will ich Prüfeinrichtungen für entstehende Flusssäure beschaffen. Für mich und zu unserem Eigenschutz stellt das ein Muss dar.
Tja und dann schlägt der Datenschutz noch zu: wir müssen Programme online umsetzen und ich bin schon erstaunt wie teuer so etwas ist. Aber nach Analyse durch den Datenschutzbeauftragten kommen wir da halt auch nicht drumherum.
Hast du Befürchtungen, dass sich die Pandemie negativ bei der Jugendfeuerwehr auswirkt, was die Mitgliederzahl anbelangt?
Das ist schwierig zu sagen. Ich schätze, dass es vielleicht ein paar „Jugendfeuerwehrler“ gibt die sich in der langen Zeit für andere Themen interessieren. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die Wiedereinführung der Proben dazu führt, dass auch neue Jugendliche froh sind, dass sie wieder mit ihren Kollegen ein gemeinsames Interesse ausüben können. Es könnte sich also vielleicht auch positiv auf die Mitgliederzahl auswirkt.
Vielleicht liegt in der Wiederaufnahme „des normalen Lebens“ auch eine Chance in der aktiven Wehr, wie auch in der Jugendfeuerwehr neue Mitglieder zu werben.
Wir heißen alle "herzlich willkommen"!
Danke Dir Holger für das Interview.
Bild und Interview: Uwe Kaier