Dieter übte 48 Jahre lang das Amt des Gerätewartes aus
Im Rahmen der Jubiläumsfeier des 150-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Jestetten am Freitag, 28.Juni 2019 wurden die beiden langjährigen Gerätewarte Dieter Hierholzer (Abtl. Altenburg) und Paul Altenburger (Abtl. Jestetten) aus dem aktiven Dienst verabschiedet und als Ehrenmitglieder ernannt.
Dieter steht im Rahmen des Feuerwehrprogrammes „65+“ noch der Tagesbereitschaft der Abteilung Altenburg als Maschinist und Fahrer zur Verfügung.
Ein Jahr nach der Ehrung wurden die beiden Protagonisten zu einem Interview gebeten, auch um ihr jahrzehntelanges Wirken noch einmal ausführlich zu erwähnen.
Die Tätigkeiten der beiden Kameraden sucht seinesgleichen und wird es in dieser Art und Weise in der Zukunft sicherlich nicht mehr geben.
Die Zeit geht weiter, andere Kameraden haben die Tätigkeiten übernommen und sich die Arbeiten aufgeteilt, denn ein Verantwortlicher kann diese umfänglichen Arbeiten mit zunehmender Verantwortung unmöglich alleine im Nebenamt durchführen.
Nicht nur wir sind uns bewusst, dass wir "zwei Juwelen“ als Aktivposten verloren haben. Beide Kameraden waren auch als Gruppenführer aktiv, Dieter war Maschinist und Fahrer.
Auch die Gemeinde Jestetten mit Gemeinderat und Bürgermeisterin schätzten ihr Wirken sehr, ging es doch um die Wartung und Erhaltung von Gerätschaften, deren Beschaffung größtenteils mit hohen Kosten verbunden waren.
Die Redaktion der Homepage hat ein Interview mit den beiden Ehrenmitgliedern geführt.
Das erste Interview mit Paul wurde bereits veröffentlicht.
Das Interview führte der Mediensprecher und Verfasser, Uwe Kaier.
Frage:
Seit wann bist Du in der Feuerwehr und ab welchem Zeitpunkt hattest Du die Aufgabe des Gerätewarts inne?
Dieter:
Ich bin 1971 mit 18 Jahren in die Feuerwehr Altenburg eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt war die Feuerwehr und Gemeinde Altenburg noch selbständig.
Mein Vater war schon in der Feuerwehr und er nahm mich mit, als neue Feuerwehruniformen probiert und ausgemessen wurden.
Im Dezember 1979 wurde ich als Gerätewart in einer Abteilungsversammlung gewählt. In einem Buch hieß es „er wurde zum Gerätewart bestimmt“, ich hatte aber schon etwas mitzureden (lacht).
Soviel ich weiß, wurde das Gerätehaus mit der Anschrift Im Anwandel 1 1969 bezogen. Somit war ich die ganze Zeit über nur in diesem Gerätehaus aktiv.
Ich wohnte 1971 noch bei meinen Eltern, später zog ich mit meinen Eltern in das Rathaus Altenburg in der Stationsstraße. Ich bekam dann das Angebot der Gemeinde, in die ehemalige Lehrerwohnung direkt über dem Gerätehaus zu ziehen und seither wohnen wir hier im Anwandel.
Ich bin über 48 Jahre aktiv und war 40 Jahre Gerätewart der Abteilung Altenburg.
Frage:
Woher hast Du Dir Deine Motivation für diese Aufgabe genommen, diese manchmal vielleicht doch eher undankbare Aufgabe so lange und akribisch auszuüben? Wie lief es in den Anfängen?
Dieter:
Mein Vorgänger war Kurt Altenburger, welcher selbständig ein Maurergeschäft führte und daher wurde ein Nachfolger gesucht. Ein viertel Jahr gab es einen fließenden Übergang, wir haben weniger darüber geredet, sondern einfach gemacht!
Am Anfang hatten wir in der Feuerwehr Altenburg nur einen TS 8-Anhänger und der hing an Kurts Lastwagen oder am Traktor vom Aktivmitglied Anton Binkert, wenn eine Probe war oder ein Einsatz anstand.
Wir hatten damals im Frühjahr und Herbst jeweils nur drei Proben.
Ich hatte mich entschieden, das Amt auszuüben und meine Einstellung war, wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Wir hatten ja immer nur ein Fahrzeug in der Abteilung und das war mit Pauls Arbeitsaufwand in Jestetten nicht zu vergleichen.
Frage:
Was gehörte zu Deinen liebsten Tätigkeiten und welche Aufgaben waren die weniger schönen?
Dieter:
Unser LF 8, den Hanomag Henschel ("Isolde" genannt), bekamen wir 1972, somit habe ich als Gerätewart bereits mit dem ersten Fahrzeug gearbeitet. Bei der Inbetriebnahme des Fahrzeugs leistete ich meinen Wehrdienst ab. Ich habe die mir aufgetragenen und anstehenden Arbeiten gerne wahrgenommen.
Als es mit dem Atemschutz losging, war das eine sehr große Herausforderung. Den Atemschutzgeräteträgerlehrgang legte ich 1976 ab, später kamen die Ausbildungen zum Maschinisten, Gruppenführer und Atemschutzgerätewart hinzu.
Als die Prüfungen der Atemschutzgeräte kam, habe ich sehr viel mit Paul zusammengearbeitet. Auch bei den Prüfungen von den hydraulischen Geräten wie Schere und Spreizer nahmen wir auch mal einen Tag frei. Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet, konnten gut miteinander. Auch bei TÜV-Abnahmen und Prüfungen arbeiteten wir zusammen.
Frage:
Gab es besondere Höhepunkte in deinem Leben als Gerätewart?
Dieter:
Als das erste Fahrzeug beschafft wurde, war ich ja noch nicht Gerätewart, es war aber etwas ganz Besonderes.
Ein Höhepunkt war sicherlich die Ersatzbeschaffung des jetzigen LF 8 mit einer modernen Ausstattung, nicht zu vergleichen mit der Beladung unserer Isolde.
Ich ging sehr gerne auf die Lehrgänge in Bruchsal. Alle Lehrgänge habe ich auf der Feuerwehrschule besucht. Man lernte Feuerwehrkameraden aus dem ganzen Bundesland kennen und die Lehrkräfte der Schule.
Es war eine andere Zeit und die damalige Ausbildung ist mit der heutigen nicht vergleichbar. Gerade bei der Atemschutzausbildung krochen wir nur durch diese Gitterparcours.
Heute ist die praxisnahe Ausbildung im Brandcontainer oder den Brandhäusern so praxisnah und realistisch, wie gesagt, nicht vergleichbar.
Frage:
Obwohl Du nicht im Ort gearbeitet hast, warst du jahrzehntelang immer in der ersten Reihe, wenn es um Einsätze ging. Du hast oft das Einsatzfahrzeug gefahren oder warst auf dem Platz vorne rechts im Fahrzeug, als Gruppenführer und hast große Verantwortung übernommen. Wie fühlt sich das an, wenn man vom einen auf den anderen Tag nicht mehr zum Einsatz „darf“?
Dieter:
Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Einsatzdienst, da ich im Programm 65+ bin und noch einen Funkmeldeempfänger trage.
Tagsüber unterstütze ich die Tagesbereitschaft der Abteilung und rücke mit dem Fahrzeug als Maschinist aus. Um den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren, bin ich noch ein paar Proben im Jahr dabei.
Nach wie vor bin ich auch noch der Wirt unserer Feuerwehrbeiz im Gerätehaus und somit habe ich auch noch Kontakt zur Mannschaft und das finde ich toll.
Ich helfe auch noch gerne mit, wenn die Schule oder der Kindergarten zu Besuch kommt.
Somit bin ich nicht nur in der Altersmannschaft, sondern habe noch ein Bein in der aktiven Mannschaft.
Frage:
Du hast ja einige Fahrzeuge, Bürgermeister, Kommandanten und Abteilungsleiter „verschlissen“?
Dieter:
Ich habe noch unseren Altenburger Bürgermeister Günther Strauß erlebt und als Altenburger Kommandanten Siegfried Altenburger. Sonst zwei weitere Bürgermeister aus der Gesamtgemeinde Jestetten-Altenburg nach der Eingemeindung und fünf Kommandanten. Dazu kamen noch fünf Abteilungskommandanten in der Abteilung (Herbert Siedler, Georg Häring, Christoph Bierwagen, Norbert Binder, Kay Unzicker).
Die Eingemeindung war damals nicht so einfach und mit diversen Ängsten verbunden. Die Gemeinde Altenburg beschaffte vor der Eingemeindung das LF 8, weil man Bedenken hatte, dass nach dem Zusammenschluss die finanziellen Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Es war dann schon in Betrieb, als wir nur noch eine Gemeinde waren.
Viel von dieser Zeit habe ich gar nicht direkt mitbekommen, da ich meinen Wehrdienst leistete und wenn, dann nur am Wochenende zuhause war. Ich weiß nur noch, dass wir am Anfang des Zusammenschlusses für jede einzelne Beschaffung eines Schlauchs kämpfen mussten.
Frage:
Dich zeichnet eine lange Zeit im aktiven Dienst aus. Sind dir schwere Einsätze oder auch lustige Begebenheiten in Erinnerung geblieben?
Dieter:
Durch die Arbeit in der Abteilung habe ich keine riesige Erfahrung mit Einsätzen als Gruppenführer. Wenn wir bei Einsätzen in Jestetten unterstützt haben, war bereits ein Einsatzleiter vor Ort und man stand nicht so in der Verantwortung, es gab schon eine Struktur im Einsatz.
Was mir wirklich geblieben ist, war der Brand des Gasthauses Salmen 1983 im Ortskern von Jestetten. Viele von unserer Abteilung waren Mitglieder im Narrenverein und dieser hatte am Abend zuvor sein Herbstkonvent.
Ich weiß noch genau, dass Erna Kaier die Feuerwehr Jestetten an diesem frühen Morgen über Funk von der Feststation aus alarmiert hat und ich stand ganz alleine im Gerätehaus Altenburg.
Ich ließ zweimal nachalarmieren und dann mussten wir mit drei Einsatzkräften nach Jestetten ausrücken. Es war natürlich richtig, dass die feiernden Kameraden nicht alkoholisiert zum Einsatz erschienen, aber mit drei Helfern auszurücken, das war schon etwas spezielles.
Wir haben dann unseren Auftrag vor Ort bekommen und die Aufgabe auch gelöst.
Auch der Brand in der Dorfstraße von Altenburg am 02. Februar 2013 bleibt in Erinnerung, als unsere Drehleiterbesatzung einen Bewohner in letzter Sekunde aus dem Haus gerettet hat. Wir wussten zu dieser Zeit auch nicht, wo der Bewohner des Erdgeschosses war. Wir durchsuchten den Brandschutt und rechneten damit, eine verbrannte Person zu finden.
Da kommen einem schon Gedanken hoch und es wäre mein erster Brandtoter im Einsatz gewesen. Dies blieb mir glücklicherweise in meiner Einsatzzeit immer erspart, denn man weiß ja nie, was von solchen Eindrücken zurück bleibt.
Auch ein schwerer Verkehrsunfall zwischen Altenburg und Jestetten blieb mir in Erinnerung, da zu dieser Zeit einer meiner Töchter mit dem Auto unterwegs war und das löst etwas in einem aus. Bis wir endlich vor Ort waren, diese Zeit kam mir ewig vor und meine Tochter war dann glücklicherweise auch nicht am Unfall beteiligt.
Frage:
Beim Jubiläum wurdest Du mit Paul zusammen verabschiedet und ihr als Ehrenmitglieder geehrt. Hier gab es Standing Ovation. Wie erging es dir an diesem Abend?
Dieter:
Es war schon ein besonderes Gefühl und viel Stolz dabei. Wir hatten nicht gewusst, dass wir zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Einige Kameraden meinten zuvor schon, dass es Zeit für eine Ehrung wäre (lacht). Ich habe schon vermutet, dass da etwas läuft und etwas im Busch ist.
Frage:
Wie lief denn die Übergabe deiner Aufgaben als Gerätewart?
Dieter:
Von meiner Seite her problemlos, da man frühzeitig wusste, dass ich aufhöre. Es gab eine saubere Übergabe und ich habe mit meinem Nachfolger Andreas Binkert zusammengearbeitet.
Seit Anfang des Jahres ist ja nun Frank Kähler als Gerätewart verantwortlich. Der Aufwand in Altenburg ist ja überschaubar. Ich habe immer 5-6 Stunden im Monat am Fahrzeug und den Geräten gearbeitet und alle Geräte und das Fahrzeug wurden regelmäßig überprüft.
Frage:
Was machst du nun mit deiner ganzen Freizeit? Ist es dir langweilig?
Dieter:
Nein gar nicht. Ich bin seit 2018 im Ruhestand und habe bei der GVS in Schaffhausen gearbeitet.
Ich habe vier erwachsene Kinder, welche übrigens alle in der Jugendfeuerwehr Jestetten waren. Zwei sind nunmehr verzogen, Sabrina ist stellvertretende Abteilungskommandantin in Altenburg.
Ich versuche mich, regelmäßig zu bewegen und habe mit Golfspielen angefangen. So oft als möglich möchte ich mich in Zukunft auch auf das Fahrrad schwingen. Ich schaue gerne Fußball mit großer Leidenschaft und somit wird es mir und meiner Frau nicht langweilig.
Dieter, vielen Dank für die Zeit, welche du dir für das Interview genommen hast. Du hast einiges für die Feuerwehr geleistet unterstützt immer noch die Abteilung in der Tagesbereitschaft und das verdient unseren Respekt.
Wir wünschen Dir und deiner Familie für die Zukunft und deinen Unruhestand Gesundheit und Zufriedenheit.
Bericht und Interview: Uwe Kaier